Die britischen Obermelancholiker scheinen trotz des Wegfalles einiger wichtiger Bandmitglieder in den letzten beiden Jahren nichts an ihrer Intensität eingebüßt zu haben. Nachdem sich das Vorgängeralbum „34,788%…Complete“ mutig in elektronische Gefilde vorwagte, blicken My Dying Bride nun zum Teil weit in ihre eigene Vergangenheit zurück, denn phasenweise fühlt man sich an das 1993 erschienene „Turn Loose The Swans“, dem Klassiker der Band schlechthin, erinnert. Man höre und staune: Auf dem neuen Album sind neben dem leidenden Gesang Aarons erstmalig wieder seit sechs Jahren Death Metal Vocals, die allerdings energischer vorgetragen werden und sich nicht mehr so zäh wie damals die Seelenklüfte hinabwälzen, mit enthalten. Auch die Gitarren packen wieder so wuchtig wie damals zu, nur bewegen sie sich teilweise aufbegehrender und schlanker durch die dunklen Wälder zwischenmenschlicher Begebenheiten. ü£berhaupt klingt das mittlerweile sechste Album bei aller Gravität und Schwere wohl durchtrainiert und schnittig, selbst wenn fast alle Songs nicht gerade kurz ausfallen. Die von Unheil kündenden Keyboards klingen wie lange Moosfäden, die von alten, weisen Bäumen hängen, und ersetzten die schon auf dem letzten Album nicht mehr vorhandenen Violinen vollends. Die Musik kommt einem bedrohenden Nebel gleich, der dich völlig umgibt, dir die Orientierung nimmt und dich nicht mehr losläßt, weil du ihn einatmest und somit Teil einer entrückten, unwirklichen Zwischenwelt wirst. Bleibt zu sagen, daß My Dying Bride wieder mal überraschen konnten und nach wie vor eine der faszinierenden Bands überhaupt sind.

Veröffentlicht: 1999

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