Was lange währt, – wer so anfängt, ist ein sicherer Kandidat für die Einzahlung ins Phrasenschwein. Stimmt aber. Peter Heppner & Markus Reinhardt haben sich viel Mühe gegeben, haben sich viel Zeit gelassen für den Nachfolger des höchst erfolgreichen „Spectators“-Albums. Am Ende ist ihnen hoch anzurechnen, daß sie sich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben sondern im Gegenteil die ersten Ideen wieder verworfen haben, weil diese „Spectators“ zu sehr ähnelten. Dementsprechend klingt „Casting Shadows“ angenehm frisch. Die neuen Klänge, die Wolfsheim verwendet haben, sind nicht wirklich noch nie gehörte, doch Wolfsheim sind nie Revolutionäre gewesen, & für ihren Kosmos sind die Sounds neu. Auf Future-Pop-Sounds wurde erfreulicherweise verzichtet, statt dessen haben Wolfsheim ein Auge in Richtung Trance riskiert – & damit Wolfsheim-Songs komponiert. Was neu & frisch ist, wurde dezent & fast bescheiden in Wolfsheim-Stoff eingewoben – das Ergebnis ist eine warme „Care For You“-Decke. Mehr Abwechslung als bei „Spectators“ hat das Duo gewagt. Wendungen wie die in „I Won’t Believe“, die den Song – für Wolfsheim-Verhältnisse – geradezu rockig machen, überraschen. & doch bleibt das Album an jeder Stelle Wolfsheim, wie die vorab veröffentlichte Single „Kein Zurück“ zeigt – die im übrigen sehr elegant an „Künstliche Welten“ anschließt, obschon auch hier der Titel „Kein Zurück“ Motto sein mag. Mit „Wundervoll“ ist ein zweites, nachdenklich-ironisches Lied in deutscher Sprache vertreten. „In Time“ ist vielleicht der bisher ungewöhnlichste Wolfsheim-Song, & daß der Opener „Everyone Who Casts A Shadow“ dem Album in letzter Minute einen neuen Titel gab, erklärt sich aufs erste Ohr. Die limitierte Erstauflage von „Casting Shadows“ erscheint als 2CD im Digipak & enthält das unter der Regie von Detlef Buck entstandene Video von „Kein Zurück“ sowie eine Variante von Remix-Kollektionen: Wer mag, kann die Single selbst mixen – die Spuren dazu sowie die entsprechende softe Ware wird mitgeliefert. Nach langer Wartezeit wird alles gut.
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