„You are what you listen to“ steht auf dem Innenrand der CD von Green Carnation. Laut Bandinfo bin ich dann also „heavy, progressive and melodic rock“ ÔÇô gut zu wissen. Heute morgen war ich noch Masi Kriegs, sentimentaler Headbanger, und jetzt das. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht, und nachdem ich meine persönliche Identitätskrise überwunden habe: das Album. Green Carnation sind gut, keine Frage, allerdings würde ich sie nicht als progressiv bezeichnen. Mit diesem Begriff erschreckt man potentielle Käufer, die sich an Dream Theater, Rush und andere Genossen erinnert fühlen. Also mit derartigen Musikkünstlern haben Green Carnation nicht so viel zu tun. Keine scheinbar endlosen Gitarren-, Baß-, Schlagzeug-, Keyboard- oder Sonstwassoli auf diesem Album. Trotzdem: die Norweger beherrschen ihre Instrumente, was in technisch einwandfreien angejazzten Instrumentalpassagen zum Ausdruck gebracht wird. Bemerkenswert auch die Stimme von Sänger Kjetil Nordhus. Neigt er in den harten Passagen noch dazu, irgendwo zwischen Gitarre und Keyboard unterzugehen, so zeigt er seine Stärken in den ruhigeren Passagen und verleiht den ohnehin schön schönen balladesken Parts eine weitere positive Note. Es braucht schon etwas Zeit, sich „A Blessing In Disguise“ zu nähern, zudem ist es weder ein besonders düsteres noch ein besonders hartes Album. Es ist einfach ein besonderes Album, ganz ohne weitere Adjektive. Vielleicht reicht das in der heutigen Zeit schon aus, um das Prädikat „progressiv“ zu erhaltenüIn diesem ÔÇô nur in diesem Falle ÔÇô stimme ich dem zu.
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