ü£berraschung! Wer Goldfrapp nach ihrem fantastischen, aber tonnenschwere Verzweiflung verblasenden Debüt für eine Orchester-Variante der suizidären TripHopper Portishead hielt (und es gibt Leute, die das heute noch tun), den wird “Black Cherry” überrollen wie der “Train”, der der ersten Single des Nachfolgers ihren Namen gibt. Schon bei ihren Liveauftritten konnte niemand recht wechseln, daß die Band zwischen der ganzen Schwermut auf einmal “(LetÔÇÖs Get) Physical” coverte, und wie Goldfrapp nun das Steuer in Richtung elektrifizierten Disco-Dance mit Analog-Schmatz herumreißen, verblüfft und begeistert gleichzeitig. Unaufhaltsam poltern die Beats und donnern die Sequenzen ÔÇô und lassen trotzdem Sängerin Alison alle Zeit der Welt, die Schattierungen ihrer Stimme von lasziv über himmlisch entrückt bis hin zur Disco-Queen voll auszureizen. Selbst die Balladen wie “Deep Honey” oder das Titelstück sind listig kalkulierte Ruhepole auf einer (verglichen mit “Felt Mountain”) tumultösen Platte, die kurze Verschnaufpausen markieren, nach denen sofort wieder in die vollen gegangen wird. Und zwar mit fingerschnippenden Electro-Pop-Hits wie “Twist” oder “Strict Machine” (welch fulminantes Doppelpack!) oder dem Highlight “Tiptoe”, aus dessen windschiefen Sequenzen sich allmählich ein kleines Electroclash-Wunder herausschält, bevor auf einmal eine mächtige Streicher-Wand dem Song ungeahnte Dimensionen verleiht. Das beste Bindeglied zwischen ÔÇÜaltenÔÇÖ und ÔÇÜneuenÔÇÖ Goldfrapp auf diesem Album ÔÇô wobei die Band sich bei Zeilen wie diesen vermutlich schon ins Fäustchen lachen und fürs nächste Mal wieder etwas komplett anderes auf der Pfanne haben wird. Das soll uns aber vorerst nicht interessieren ÔÇô der Pop-Sommer kommt bestimmt, und genau so sollte er klingen.
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