So manch eher liberal gesonnener Zeitgenosse hatte die Punkrock-Ikonen aus San Fernando Valley nahe Los Angeles spätestens nach ihrem letzten schwer auf Massenkompatibilität getrimmten Album „The New America“ als unwiederbringbar an die böse Plattenindustrie verlorengegangene Politcombo in der California-Punk-Riege-Bilanz abgeschrieben, doch mit ihrem neuen Longplayer (wenn man bei Bad Religion überhaupt jemals von Longplayern sprechen konnte, liegt doch auch „The Process…“ mit seinen 14 Songs in gut 36 Minuten nur knapp über der durchschnittlichen 2,5 Minutenmarke) melden sich das allmächtige Sprachrohr des guten Gewissens, Oberstudienrat Greg Graffin und, wer hätte es je für möglich gehalten, Ex-Hauptsongwriter und Epitaph-Boss Brett Gurewitz auf eben jenem Label mit ziemlich oldschooligem Liedgut zurück, das direkten Vergleichen mit Kultalben wie „Suffer“, „Against The Grain“ oder selbst „Generator“ zwar nicht wirklich standhalten kann, das aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung ohne Stadionrock-Anleihen ü¡ la „New America“, gar fürchterlichen Campino-Duetten („This is not a punk-rock sooooong!“) und äußerst entbehrlichen Remakes von unentbehrlichen Klassikern („21st Century Digital Boy“) darstellt. Schnell, knackig und auf den Punkt heißt seit Gurewitz‘ ersehntem Comeback endlich wieder die althergebrachte und bestens bewährte Losung, nach der man sich auf „The Process Of Belief“ mal mehr, mal weniger streng richtet und in seinen unnachahmlichen catchy Punkrock-Sound mit Betonung auf bekannt zügigen und schnörkellosen 3-Minuten-Punk („Supersonic“, „Prove It“, „Can’t Stop It“…) mit erfrischend wenigen midtempo-geschwängerten Rockrückfällen („Broken“, „Epiphany“, „The Defense“) integriert. Das Gespann Graffin/ Gurewitz hat gemeinsam zu neuem Glauben an alte Werte gefunden und legt im Jahr 2002 den Grundstein zum Neuanfang einer der bedeutendsten Punkrock-Bands ever. Ob dies gelingt, wird man sehen. Die Weichen stehen jedoch auf sattem Grün.
Veröffentlicht: