Wovenhand
„Refractory Obdurate“
(Glitterhouse/Indigo)
Diese Messe ist noch lange nicht gelesen: Nur eineinhalb Jahre nach dem wuchtigen Meisterwerk „The Laughing Stalk“ geht es weiter im (Bibel-)Text bei David Eugene Edwards. Und er tat gut daran, das Momentum der eigenen Angaben zufolge ,most heavy incarnationʼ seiner Band mitzunehmen und in zehn neue Songs zu stecken, auch wenn „Refractory Obdurate“ sich auf die Dauer etwas luftiger und lockerer erweist als der Vorgänger, aus dem einem Nick Cave, Joy Division und Black Rebel Motorcycle Club gleichermaßen entgegensprangen – da half für manchen Verstärker tatsächlich nur noch beten. Nicht ganz verwunderlich also, dass sich die Band um den gottesfürchtigen Frontmann diesmal stellenweise etwas zurücknimmt, sich mehr auf Akustisches verlegt und die knirschige Rock-Power zweckmäßig eindampft. An ausgesuchten Stellen kracht es dafür aber umso mehr im Gebälk: „Masonic Youth“ dreht sich zunächst unruhig um sich selbst, bis der Song in ein vernichtendes Finale hineinexplodiert, „Good Shepherd“ und „Field Of Hedon“ ziehen das Tempo zu Edwardsʼ schamanischen Beschwörungen wie ein wildgewordener Weihwasserwerfer von der ersten bis zur letzten Sekunde an. „Hiss“ probt ein letztes Aufbäumen in brodelnder Birthday Party-Manier und sackt dann erschöpft zusammen – doch Edwards steht wie eine Eins in seinen staubigen Cowboystiefeln. Und freut sich über ein standhaft großartiges Album.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2014
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