Wöljager
„Van’t Liewen un Stiäwen“
(Prophecy Productions/Soulfood)
Marcel Dreckmann ist Sänger bei Helrunar. Und aus tiefstem Herzen Münsterländer. Seiner Heimat (und dem auch dort wie scheinbar überall – außer in Bayern – aussterbenden Dialekt) hat er „Van’t Liewen un Stiäwen“ („Vom Leben und Sterben“) gewidmet. Vertont wird die regional geerdete Geschichte vom Spökenkieker, einem Hellseher, dem jedoch nur das Talent zum Schwarzsehen zu eigen ist. Aus dem Stoff sollte ein Theaterstück entstehen, doch zunächst gibt es „nur“ die dafür vorgesehene Musik zu hören, die ausschließlich samt Buch in einem Leinen-Einband erhältlich sein wird. Geboten wird astreiner Neofolk in der Tradition von Forseti oder – insbesondere hinsichtlich des überwiegend gedämpften Tons – von Of The Wand And The Moon, Weihan oder Lonsai Maïkov. Vereinzelt klingen vertraute Motive der europäischen Folklore-Traditionen an („Uöwer de Heide“), darüber hinaus weicht das Album nicht für einen Moment vom eingeschlagenen Weg ab. Die Akustische wird gegriffen, Gestrichenes setzt die Akzente, das Münsterländer Platt fällt kaum ins Gewicht. Dafür bleibt selbst das obligatorische WK II-Sprachsample nicht aus („Vettainachtain“). Für Fans des Genres ein absolutes Muss, zumal die Grundstimmung absolut apokalyptisch gehalten bleibt. Es dürfte ein merkwürdiges Theaterstück werden.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 05/2016
No results found.