(Glitterhouse/Indigo)
Wenn es einen heißen Anwärter auf den Titel „Bestes Indiepop-Album des Jahres“ gibt, dann dürfte es das zweite Album von Vita Bergen sein. Und das, obwohl man beim Durchhören sofort feststellt: Die Band um die Frontleute William Hellström und Robert Jallinder haben sich selbst den Post-Punk größtenteils abgewöhnt. Und noch schlimmer: Die Stimmung des Albums ist in Richtung gute Laune gekippt. Für jede schlechte bis mittelmäßige Band könnte dies das Ende der Akzeptanzfähigkeit bedeuten, aber das schwedische Sextett liefert so perfekte Indiepop- und -rock-Songs ab, dass man solche Bedenken gern über Bord wirft. Manchmal von einem hüpfenden Keyboardmotiv getragen wie die Single „Nixon“, mal von einer pumpenden Basslinie mit überschwänglichem Gesang und Hintergrundchören getrieben wie „Under The Sun“. Jeder Song auf „Retriever“ schreit laut: „Lasst uns endlich loslegen!“, bevor es dann tatsächlich losgeht. Anspieltipp und absolute Empfehlung: das elektronische „J“. Als wir hier übers erste Album von Vita Bergen schrieben, lag der Vergleich zu Arcade Fire nahe – jetzt ist er noch stärker gerechtfertigt, wenn man ihn auf die Sonnenseite jenes kanadischen Kollektivs beschränkt. Ein Album, das gute Laune macht, ohne dabei aufgesetzt zu wirken.
Georg Howahl
Veröffentlicht: 06/2017
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