Review
Artist: Thomas Azier
Titel: Hylas
- Artist: Thomas Azier
- Label/Vetrieb: n/a
Thomas Azier
„Hylas“
(Caroline/Universal)
Laut griechischer Mythologie war Hylas der Waffenträger des Herakles – ein überaus gutaussehender zudem, so dass der Held irgendwann sein Gerümpel selbst schleppen musste, weil sich sein Begleiter lieber von Nymphen verführen ließ. Verführerisch ist auch das elektronische Wirken des in Berlin lebenden Niederländers Thomas Azier, der schon den Franzosen Woodkid auf Tour begleitete und mit Alternative-HipHopper Casper im Studio werkelte. Referenzen, die nur bedingt Rückschlüsse auf Aziers erstes Album zulassen. Dieses favorisiert vielmehr eine Spielart urbanen Electro-Pops, die technoid durch die nächtliche Großstadt führt, wo an jeder Ecke klackernde Geistergeräusche und flüsternde Stimmen warten. Aziers Falsettgesang wirkt dabei, als würde er sich selbst Mut zusprechen – in seinen Songs hallen mitunter die dunklen Stimmungen der gespenstischen Dubstep-Tracks von William Bevan alias Burial wider und überführen sie dann nacheinander in glitzernden Minimal-Rave und eindringliche Balladen voll digitalem Soul. Am Ende der Nacht trifft Azier auf die „Sirens Of The Citylight“, die sich zu warm überquellenden Bass-Sequenzen und elektronischen Melodiebögen entblättern. Ob und wo sie dann noch einen Drink zusammen nehmen, lässt dieses Album letztendlich offen, doch sollte es sie in einen Laden verschlagen, wo „Hylas“ läuft, weiß man: Da geht einiges. Wie bei Thomas Azier.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 05/2014