Terminal Sound System
„Dust Songs“
(Denovali/Cargo)
Seit der Jahrtausendwende betreibt Skye Klein aus Melbourne mit seinem Projekt Terminal Sound System leidenschaftliche Annäherungen ans Dysfunktionale, ans unwiederbringlich Verlorene und endgültig Überlebte. So brechen auch seine „Dust Songs“ so manch hohlen Zahn aus dem kariösen Kiefer. Aus den Klauen von Marter und Seelenpein ergießt sich ein bis aufs Mark erschütterter Cocktail aus Lo-Fi-Manierismen, indifferenten Drones und zehrender Verzerrung in die Abwasserkanäle eines heillos kontaminierten Niemandslandes. Der Einsatz von simplen Akustikgitarrenläufen schützt trügerische Anker vor, doch verwirken sie ihren Einsatz wie Rettungsringe, die Ertrinkenden hinterher geworfen werden, obwohl die tragende Luft längst aus ihnen entwichen ist. Der letzte Rest an Vitalfunktion manifestiert sich an der kontinuierlichen Verfremdung von Loops und Sounds, nicht jedoch anhand der jeweiligen Ergebnisse. Also müssen die „Dust Songs“ zwangsläufig im Ganzen vernommen werden, Hervorhebungen in Form von Anspieltipps lassen sie nicht zu. Durchweht vom Geiste der Verwesung und im gescheiterten Vollzug vergeblicher Reflexe am Ursog immaterieller Gnade erkaltet, überzeugt das Album mit seinem mutigen Einsatz defekter Tools sowie seinem widerspenstigen Hang zur sinnlich fahrlässigen Kombination artfremder Details. Wem Acts wie Coil, Zone, 230 Divisadero oder Aix Em Klemm etwas sagen, muss sofort zugreifen.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 02/2015
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