(Partisan Records/PIAS/Rough Trade)
Die Liebe, so James Cullen und Dan Cobb, kann wie eine Sucht sein. Besonders wenn sie sich zu verflüchtigen droht. Grund genug für die zwei Londoner, dem Thema ein ganzes Album zu widmen. Und was könnte dazu besser passen als gefühliger, leicht fragmentierter Electro-Indie-Pop, der trotz der von Cullen hingehauchten Melancholie auch immer mit einem Bein auf der Tanzfläche steht? Dort geht es in gediegenem Midtempo zwar nicht gerade rasant her, klackernde Percussions und wie kleine Elektroschocks reingrätschende Gitarrenlicks verleihen vor allem den Singles „Nadir“ und „Erode“ aber ungeheure Dynamik. Uptempo hat „Modern Addiction“ allenfalls vereinzelt zu bieten – das pumpende „Machine“ könnte man beinahe technoid nennen, würden flauschige Synthie-Instrumentierung im Hintergrund und waidwunde Stimme die rigiden Beats nicht beschwichtigend konterkarieren. Wenn die kubistischen Art-Popper Alt-J ihre Platten weniger kleinteilig arrangieren oder der Franzose Woodkid den orchestralen Bombast seiner mitunter orchestralen Musik etwas entschlacken würde – beide Acts kämen in etwa da raus, wo Tender mit diesem Album ansetzen. Und Vorsicht: Auch „Modern Addiction“ birgt Suchtpotenzial.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 09/2017
No results found.