(4AD/Beggars Banquet/Rough Trade)
Während die Menschheit noch von bemannten Marsmissionen träumt, erforschen Singer/Songwriter Sufjan Stevens und sein Drummer James McAlister mit Bryce Dessner (The National) und Klassik-Komponist Nico Muhly schon das ganze Sonnensystem. „Planetarium“ heißt das Album, auf dem die vier Musiker zwischen Post-Prog, Indie-Electronica, Avantgarde und Space-Folk Himmelskörper und fremde Atmosphären entdecken. Kein Theaterdonner, wie ihn Gustav Holst für seinen Trip durch die unendlichen Weiten wuchtig durchs Universum schoss. Stattdessen dominiert eine Fusion aus isländischer Traumtänzerei die Science-Fiction-Show des Quartetts, in die sich das ein oder andere Radioköpflein verirrt. Bei aller ambienten Atmosphäre, die vorbeiziehende Himmelskörper wie „Halley’s Comet“ oder die Sonne als Zentrum des Universums (und des Albums) verbreiten: stellenweise wird es auch ungemütlich, wenn der „Jupiter“ das Raumschiff mit Portishead’schen Elektro-Wirbeln durchschüttelt, die sich in Klassik-Bombast auflösen. Einzig die grünen Männchen, die den „Mars“ bevölkern, möchte man nicht so bald treffen. Sie nutzen eindeutig zu viel Autotune. Dummerweise haben sie große Teile des Sonnensystems schon kolonisiert. Der Krieg der Sterne ist programmiert.
Torsten Schäfer
Veröffentlicht: 07/2017
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