Review

Artist: Scheuber

Titel: Changes

Scheuber „Changes”

(Trisol/Soulfood)
Lediglich etwas mehr als acht Monate nach Release des Debütalbums „The Me I See” verblüfft der sympathisch-raubeinige Project Pitchfork-Keyboarder mit der überraschend frühen Veröffentlichung des Nachfolgewerks. Auf „Changes“ befinden sich zwölf Songs, die Scheubers im letzten Jahr vorgelegten Linie treu bleiben: Der Hörer taucht ein in Synth-Wave-Pop-Juwelen, die in zuweilen schlicht mitreißender Melancholie baden, getragen von Electro-Arrangements, deren Seele tief in den Achtzigern verwurzelt sein mag, aber vor allem das Herz und die Befindlichkeit des Protagonisten präsentieren und somit frisch und unverstaubt wirken. Denn Dirk Scheuber ist nicht an Retro-Orientierung interessiert: Er entwirft einfach das, was ihm vorschwebt und entgegenkommt. Dass er mit solchen Unternehmungen zuweilen eine kompositorische wie auch soundästhetische Größe erreicht, die ihm 1982 womöglich zu einem Top-Ten-Hit verholfen hätte, ist ihm wahrscheinlich selber gar nicht bewusst – und obendrein schnurz. Wer übrigens derartige Hitqualitäten für absurd hält, mag einfach in Songs wie „Metabeats“, „Form“ oder „Bliss“ hineinhorchen. Der Geist von Ikonen wie Gary Numan durchschwebt sie – doch nicht, weil Scheuber solcherlei anvisiert hätte, sondern einfach weil zwei Musiker, über Dekaden getrennt, durch einander ähnelnde Vorgehensweisen auf ähnliche Ideen gestoßen sind. Das Geheimnis hinter allem steckt womöglich in erster Linie in Scheubers Vocal-Performances: deren berührende Melancholie ersteht nicht aus pathetischen Komponenten, sondern aus fast lakonisch wirkender Traurigkeit. Und genau diese zurückhaltende Echtheit veredelt dieses Werk.
Kym Gnuch

Veröffentlicht: 07/2017

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