(Unknown Pleasures Records)
Bedrohlich, beklemmend, melancholisch und unterkühlt. Die Eindrücke, die „Poison“, das neue Werk von Anna Nin aus Berlin hinterlässt, gehören mit Sicherheit nicht zum Standardprogramm eines sonnigen Frühlingstages. Geschrieben, komplett eingespielt und eingesungen, aufgenommen und gemixt von der jungen Künstlerin, liefern die Titel den Soundtrack zu dunklen Gedankengängen. Mal dröhnend und ziellos, dann aber wieder klar strukturiert und rhythmisch variieren die stilistisch im Coldwave und Post-Punk angesiedelten Tracks. Das ausführliche Experimentieren mit Breitwandsounds kommt dabei ebenso zum Einsatz wie Annas zerbrechliche Stimme, die auch gut in eher poppige Gefilde passen würde. Leider verfestigen sich die musikalischen Ideen zu wenig im Gedächtnis, so dass kein bleibender Eindruck hinterlassen wird. Immer dann, wenn man das Gefühl hat, eine Idee zündet, driften die Klanglandschaften wieder etwas zu weit ins Ungewisse ab. Ergänzend zu den neuen Kompositionen finden sich auf dieser CD fünf Titel der früheren Veröffentlichungen „Odium“ LP, „Alienari“ EP und „Narcomania“ EP, so dass „Poison“ einen guten Einstieg in die Welt von None bietet.
Peter Heymann
Veröffentlicht: 02/2018
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