(Rose Noire)
Ob’s ein Geist ist? Diese Frage konnte man sich seit zwölf Jahren bei Yann Levasseur zu Recht stellen. Verschwand der Pariser Produzent, der sich bis 2005 unter dem Alias Earsut in Drum’n’Bass-Kreisen einen Namen gemacht hatte, nachfolgend doch in der Versenkung, um sich ein eigenes Produktionsstudio aufzubauen. Nun ist der Franzose wieder aufgetaucht und lässt sich längst nicht mehr auf eine Stilrichtung limitieren: Sein erstes Album als Le Spectre dauert zwar kaum länger als eine halbe Stunde, hat dafür aber eine bunte Vielfalt an elektronischen Spielarten am Wickel. Oder vielmehr: eine dunkle, denn obwohl sich Levasseur für die Hälfte der Tracks von „Analog Dialog“ Gäste ans Mikro geladen hat, bleibt die Grundfarbe schattig. Nicht nur bei den düsteren Synthie-Wölkchen des Openers „Deep In The Forest“ oder der hymnischen Electronica des Rausschmeißers „Birds And Snakes (The Metamorphosis)“. Der gewaltig schmatzende Achtziger-Wave von „The Anger Of The Lord“ etwa vollführt mühelos einen Salto rückwärts und landet auf der Tanzfläche, wo früher „Never Alive“ von Snowy Red rauf und runter lief. Francis Mallari von den französischen Post-Punks Rendez-Vous macht dabei stimmlich einen ähnlich guten Job wie Hushpuppies-Sänger Olivier Jourdan im schmachtenden Electro-Blues „Number 6“ – urban schimmernde Tracks, die sowohl Pop als auch Underground in sich tragen. Ein Album also, mit dem man dringend in Dialog treten sollte. Egal ob analog oder digital.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 12/2017
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