Vier Jahre nach „Not Sorry” klingen Hell Boulevard plötzlich deutlich sinfonischer, härter und kraftvoller. Ob die Corona-Zwangspause die Jungs derart angestachelt hat? Fakt ist, „Requiem“ ist das bis dato reifste Album der deutsch-italienischen Band, das eine ungewohnt starke orchestrale Note verpasst bekommen hat. Mehr noch! Die Orchesterarrangements waren sogar Ausgangspunkt der Songs. Nichtsdestotrotz sind die Riffs hart, die Drums grooven, die Elektronik pumpt und flirrt, und Sänger vDiva singt mit rauer, tiefer Stimme eine prägnante Hookline nach der anderen. Beispiele gefällig? Neben der catchy ersten Single „Not Another Lovesong (REQUIEM)“, die typisch nach Hell Boulevard klingt, peitschen die beiden vom Industrial geprägten Nummern „She Just Wanna Dance“ und „The Monster“ gnadenlos nach vorne und klingen wie eine Mischung aus Lord Of The Lost, The 69 Eyes und den Deathstars – oder einfach wieder nach Hell Boulevard. Ob Goth Rock, Dark Metal, Industrial Rock, Symphonic Metal oder Modern Metal, hier kommt vieles zusammen. Ebenfalls betörend: das mit brachialen Riffs versetzte „Rollercoaster“. Dem gegenüber stehen Tracks wie das midtempo-lastige „Guillotine“ mit ungewohnt hohen Gesängen sowie barock anmutenden Orchestereinschüben oder das melancholisch-balladeske Finale „Don’t Fix A Broken Heart“, das das Album versöhnlich beendet. Ein trotz aller Vielfalt homogenes Viertwerk, das auch von der opulenten Produktion profitiert.

Sascha Blach

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