Es gibt ihn mal wieder. Nachdem Edwyn Collins vor ein paar Jährchen mit seinem Top-Ten-Hit „A Girl Like You“ mal kurz schwer über seine Verhältnisse gelebt hat, veröffentlicht der Ex-Orange Juice-Chef in größeren Abständen immer mal wieder Platten, auf denen sich Dandytum, Northern Soul und Pro-Tools-ü¤sthetik die samtene Hand reichen. Collins, der auch nach zwei Jahrzehnten Musikbusineß immer noch aussieht, als sei er frisch als Modedesign-Erstsemester eingeschrieben, schwadroniert in Interviews gern und ausführlich darüber, wie man mit Computern Gitarrenmusik macht und setzt diese Vorgehensweise auch hier wieder konsequent um. Die Massenwirkung von „Gorgeous George“ besitzt dieses Album zwar nicht, dafür aber eine wohldosierte Portion Glam und Verschrobenheit zu gleichen Teilen. Da kann es schon mal passieren, daß Edwyn auf „Should’ve Done That“ klingt wie Air mit Postcard-Durchhänger oder bei „Mine Is At“ knödelt wie Neil Hannon in schmierigsten Divine Comedy-Tagen. Ein „A Girl Like You“-Nachfolger ist zwar nicht in Sicht, doch mit „20 Years Too Late“ springt wenigstens ein prächtiger Ohrwurm-Hit heraus, bei dem der imaginäre Schnurrbart des Gitarristen wieder vibrieren darf. Völlig abseitig ist dagegen „The Beatles“, das Stück, das in nur vier Minuten die etwas andere Geschichte dieser Band erzählt. „Doctor Syntax“ ist kein sofort lösliches Knaller-Album, aber eine der besten Adressen für britischen Um-die-Ecke-Pop, seit Paddy McAloon nur noch Lasso-Musik macht.
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