Die Nerven
„Fun“
(This Charming Man/Cargo)
Dass sie nicht lachen, Die Nerven: Der „Fun“ des Stuttgarter Trios nimmt sich auf seinem zweiten Album so dunkelgrau und hämisch aus wie auf dem Debüt „Fluidum“. Schon der erste Song heißt „Albtraum“ – und ist in seiner wüsten Verzweiflung und hilflos um sich selbst rotierenden Power auch einer. Man merkt: Die Schwaben kennen sich aus mit Post-Ironie und dem Legen falscher Fährten, wenn sie in „Eine Minute schweben“, „Angst“ oder „Ich erwarte nichts mehr“ schrilles Post Punk-Stakkato und blecherne Stahlsaiten rasseln lassen und der Gesang die unerfreuliche Bilanz eines gekippten Daseins zieht. „Nie wieder scheitern“, wünscht sich Julian Knoth in einem Song – und lässt es wie einen unerfüllbaren Wunsch klingen. Doch es ist nicht nur die bleierne Finsternis von Joy Division und die Brachialität von Mission Of Burma, die dieses Album prägen: Teile von „Fun“ klingen wie eine zum Nachsitzen verdonnerte Klasse der Hamburger Schule, die vergeblich auf die Versetzung wartet. ‚Das ist immer noch dein Leben / Auch wenn du selbst nicht mehr entscheidest’, keift „Hörst du mir zu?“ den Hörer an, bevor „Und ja“ nachlegt: ‚Wenn du Fehler machst, rettest du dich selbst’. Fatalismus? Zweckoptimismus? Humor gar? Immerhin – und das haben sie ihren geistesverwandten Labelkollegen Messer voraus – haben Die Nerven mit „Sommerzeit Traurigkeit“ früher einmal eine wunderbar ungelenke Lana Del Rey-Coverversion aufgenommen. Aber auch ohne diese ist „Fun“ großer Spaß. Nur ohne Spaß halt.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 02/2014
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