(Independent/CD Baby)
Es ist eine vertrackte, vor allem aber (zunächst) beängstigende Story, die Ex-Tranquilizer David Howald auf seinem zweiten Soloalbum andient. Dabei greift er tief, beherzt und beseelt ins Schatzkästchen eines konventionell vollkommen indifferenten Avant-Pop: Orchestrale Stimmungschmeichler, gebrochenes Croonertum am Vorabend tragischer Entscheidungen, suizidaler Überlebenswille: Nick Cave und Scott Walker stehen mit am Tresen, dessen Ausschank-Konzession nur Hochprozentiges zulässt. Verdursten oder besaufen? Als sinnlos erweist sich allein der Verzicht. Das weiß David Howald. Und beherzigt die Lehren seiner Einsicht. Haut auf die Kacke, lässt den Seelen-Fäzes raus – und wahrt somit ein Gesicht, das sich von Abertausenden selbst in schummrigsten Zwielichtern deutlich erkennen lässt. Endlich, nach achtminütigen Bollwerken der Selbstvergewisserung („Former Prescription“) und desolaten Elogen („The Pariah Nobody Knew“), fügen sich Alptraum und Nachtschicht zum „Modus Vivendi“: Der versöhnliche Abschluss eines nach liebender Aufmerksamkeit dürstenden Albums.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 09/2017
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