Moaning „Moaning“
(Sub Pop/Cargo)
Das war mal wieder ein Fall für die Belegschaft von Sub Pop. Das Renommierlabel aus Seattle, das von sich selbst sagt ‚Wir sind nicht die Besten, aber wir sind ziemlich gut’, zeichnet sich von jeher durch ausgeprägte Basisdemokratie aus – und irgendwann konnte die A&R-Abteilung vermutlich nicht mehr weghören, als alle Angestellten voll des Lobes für das kalifornische Trio Moaning waren. Kein Wunder, wenn deren Debüt mit einem so dynamischen Sägezahnbrecher wie „Don’t Go“ anhebt: Die Drums drohen sich förmlich zu überschlagen, der Bass hat Mühe, hinterherzukommen, Sean Solomon singt tonlos über unerwiderte Gefühle, und auf einmal hat man einen der kürzesten Hits aller Zeiten im Ohr und vergisst vorübergehend jegliche zwischenmenschliche Vergletscherung. In der Folge drosseln Moaning zwar das Tempo, führen aber auch Keyboardsirenen in ihren Sound ein, was Stücke wie „Tired“ oder „Close“ in die Nähe eines weichgezeichneten Dream-Pop rückt, der sich zuweilen nicht recht zwischen My Bloody Valentine und M83 entscheiden will. Am stärksten ist dieses Album jedoch, wenn es sich erst gar nicht an allfälligen Vorbildern zu orientieren versucht, sondern den Proto-Grunge-Sound von Sub Pop mit den zuweilen düsteren Tiefen des eigenen Seelenlebens koppelt – die Single „Artificial“ ist ein weiteres Paradebeispiel hierfür. „Does This Work For You?“ fragen Moaning in einem Stück – der Hörer kann nur heftig nicken.
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 03/2018.