Als Marilyn Manson das letzte Mal sicheres Terrain verließ, ging vieles schief. Das war Anfang der Nuller-Jahre, als das Songwriting-Team Manson/Twiggy zerbrach. Seitdem hat sich viel getan, mit Tyler Bates, der für seine schweren, blueslastigen Southern Rock-Soundtracks bekannt geworden ist, hatte Manson auf den letzten Alben erneut einen stetigen Partner gefunden, mit dem er kraftvolle Alben wie „The Pale Emperor“ oder „Heaven Upside Down“ schrieb. Auf „We Are Chaos“ ist jedoch wieder alles anders. Bates hat die Band verlassen, stattdessen schrieb Manson sein elftes Album zusammen mit Country-Gitarrist und Produzent Shooter Jennings. Ein Wagnis, aber wahrscheinlich die richtige Entscheidung. Manson kennt seine Stärken mittlerweile ebenso gut wie seine Schwächen und so macht „We Are Chaos“ vieles richtig und vor allem Spaß. Auch wenn der schwere Blues der beiden Vorgänger extrem reizvoll war, ist der eingängige Rock mit viel Glam und gelegentlichen Ausbrüchen („Infinite Darkness“) erfrischend. Mit dem Titelsong „We Are Chaos“ und „Don’t Chase The Dead“ hat das Album echte Hymnen an Bord wie man sie von Mansons stilprägenden Alben der Jahrtausendwende kennt. Irgendwie retro, aber trotzdem vorwärts gewandt. Die Einflüsse von Bowie und T.Rex sind spürbar, doch der Kern ist Manson. Shooter Jennings‘ Country-Wurzeln hört man am stärksten bei „Paint You With My Love“ heraus, doch sind auch diese raffiniert in Mansons Stil eingearbeitet. Zehn fast ausnahmslose starke Songs lang führt das Album durch eine rockige Welt, die gar nicht so chaotisch wirkt, wie der Titel suggeriert. Dem Wechsel im Kreativteam zum Trotz: Alles ist gut gegangen!
Torsten Schäfer
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