Beach House „7”

Beach House „7”

(Bella Union/[PIAS] Cooperative/Rough Trade)
Alles auf Anfang bei Beach House? Ein wenig fühlt es sich so an, nachdem Victoria Legrand und Alex Scally letztes Jahr den Keller entrümpelt und sämtliche brauchbaren Fundstücke als „B-Sides And Rarities“ veröffentlicht haben. Auf dem – genau – siebten Album mit der Zahl im Titel, die man mit leicht geneigtem Kopf und etwas gutem Willen auch als eine Eins lesen kann, geht es trotzdem ebenso hochklassig weiter wie zuletzt auf „Thank Your Lucky Stars“ und „Depression Cherry“: mit dem gewohnt feinsinnig arrangierten, blitzgescheiten Dream-Pop, für den die Fans das Duo so lieben. Die auf glitzernden Keyboard-Wölkchen wogende Vorabsingle „Lemon Glow“ entblättert sich entsprechend langsam und lässt Scallys Gitarre erst nach der Hälfte alarmierend aufjaulen – durchaus ein Fingerzeig für den Rest von „7“. Am stärksten sind Beach House hier nämlich, wenn sie die Songs mit Verzögerung aus ihrer weichgezeichneten psychedelischen Umhüllung schälen. Das großartige „Dive“ etwa braucht zweieinhalb Minuten, um von ätherischen Vocals und Flächen in einen kratzig-verbreakten Rocker umzuschlagen, und nach dem gleichen Muster französelt sich „L’Inconnue“ in einen körperlosen Maschinenbeat hinein. Und spätestens zum versonnenen Piano des abschließenden „Last Ride“ fallen die Dinge wieder an ihren Platz. Alles auf Anfang? Lieber gleich noch mal von vorn.
Thomas Pilgrim

Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 05/2018.