nicht in die entgegengesetzte Richtung eilen, sondern stellen lieber fest, dass die Briten um Daniel Hunt und Helen Marnie stets zu Unrecht dem kurzlebigen Electroclash-Genre zugerechnet wurden. Passend zum von einem Roxy Music-Song entlehnten Bandnamen standen Ladytron immer für die glamourös-verschwenderische Seite des synthetischen Pop, bei dem sich zupackende Beats und Flächen mit traumwandlerischen Vocal-Harmonien und leichtem Schüttelfrost paaren. Klar, dass „Ladytron“ mit „Until The Fire“ zu Beginn ein donnerndes elektronisches Stakkato auffährt, um sich nach acht Jahren wieder Gehör zu verschaffen, ehe sich die übrigen zwölf Songs gewohnt vielfältig auffächern: „The Island“ inszeniert mit fiepender Keyboardmelodie Achtziger-Wehmut und sehnsuchtsvolle Plastikmusik, während „The Animals“ geradewegs auf abgedunkelte Tanzflächen zielt und das knochentrocken abzischende „Deadzone“ und der geräuschige Hit „You’ve Changed“ auf dem Fuße folgen. An finsteren Visionen von einer womöglich bald in Flammen stehenden Welt mangelt es dabei nicht – jedoch ebenso wenig an aufmunternden Momenten wie „Tomorrow Is Another Day“, mit dem Ladytron den Hörer sanft aus diesem Album befördern. Bis zum nächsten dürfen sie sich gerne etwas weniger Zeit lassen.
Thomas Pilgrim
Lest in unserer aktuellen Sonic Seducer-Ausgabe 03-2019 das Interview mit Ladytron, in dem sie über ihr neues Album und über musikalische Unruhe sprechen. Siebeneinhalb Jahre nach Veröffentlichung des Albums „Gravity The Seducer“ melden sich Ladytron mit einem wahren Pop-Meisterwerk zurück, das schlicht „Ladytron“ heißt und mit süchtigmachenden Meldodien und tiefsinnigen Arrangements überzeugt.