Bezogen auf den Titel des letzten Albums „True Lies“ des belgischen Ausnahme-Elektronikers scheint diese aktuelle Mini-CD ein verspäteter Nachfolger zu sein. Doch die Zeitspanne von mittlerweile fast drei Jahren ist zu groß, mit „Two Faced Man“ gab es bereits eine Auskopplung, und da die hier enthaltenen fünf Tracks ausnahmslos brandneu sind, ist dieses Material wohl eher als Vorbote zum nächsten Fulltimer anzusehen. Das Thema ist ähnlich, der Sound bleibt es auch: Dive in minimalistischer Reinform: Rhythmusbasierter Electro-Noise, harte Voice-Distortions, insgesamt weniger brachial als in der Frühphase, aber tanzbar und hypnotisch wie eh und je. Ganz im Sinne seiner zahlreichen Fans versorgt Mastermind Dirk Ivens, der für diese Veröffentlichung mal wieder seinen Freund und Partner Eric von Wonterghem (Monolith, Sonar) an seiner Seite wußte, diese mit dem Stoff, den sie erwarten und von dem sich viele ehemalige Nachahmer, vielleicht inkonsequenter Weise, inzwischen abgewandt haben. Ein wahrer Highspeed-Knochenbrecher wie seinerzeit „Sufferhead“ oder „Blindness“ wird ausgespart, aber auch die am ehesten cluborientierten neuen Songs „Insanity“ und „Poison Kiss“ werden mit mittlerem Tempo bei jedem Geräuschsüchtigen begeisterungsbedingt den Blutdruck erhöhen. Es ist wirklich kaum noch nachvollziehbar, wo dieser Mann nach 22 Jahren elektronischer Pionierarbeit bei diversen namhaften Projekten wieder und wieder neuen Antrieb bezieht und wie er stets die beinahe unmögliche perfekte Fortführung seiner Arbeit realisiert. Eine Medaille für die Ikone mit Langzeitbonus ist längst überfällig!
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