Auch die hohen kammermusikalisch-symphonischen Anteile des karrieretechnisch oft so schwierigen zweiten Albums „S16“ stünden Antony And The Johnsons gut zu Gesicht, doch was Woodkid auf elf Songs zelebriert, geht weit über simples Epigonentum hinaus. Yoann Lemoine, wie Woodkid mit bürgerlichem Namen heißt, festigt auf „S16“ den eigenen Stil und platziert sich endgültig als feste Größe im epischen Grandezza-Pop. Ausladend, mit gewaltigen Electro-Gebäuden, in denen Streicherensembles dicht gestrickte Violinenteppiche auslegen, zeigen sich Songs wie „Goliath“, „In Your Likeness“, „Enemy“ oder „Reactor“. Dazwischen packt Woodkid intelligent groovende Trips wie „Pale Yellow“ oder „Highway 27“, die an die rhythmische Verspieltheit von Lamb erinnern. So reiht sich rund 50 Minuten lang ein Höhepunkt an den nächsten – egal ob symphonisch, elektronisch oder reduziert auf dem Klavier. Auf einem Album, das man als rundum perfekt bezeichnen darf. Ein Wurf, wie er Musikern nur selten gelingt. Vergleiche muss Woodkid nach „S16“ keine mehr scheuen.
Torsten Schäfer
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(aw)