Deleyaman „The Lover, The Stars & The Citadel“
(TTO Records/Alive)
Kaum einer kennt sie. Dabei legen Deleyaman mit „The Lover, The Stars & The Citadel“ schon ihr siebtes Album vor. Geheimtipp nennt man sowas. Vor allem, wenn die Musik so gut ist. Durch die Songs des Duos weht ein Hauch des guten alten 4AD-Sounds. Atmosphärischer Post-Punk, verträumter Wave, entspannter Indie und sogar etwas Weltmusik geben sich die Klinke in die Hand, doch auf diese Eckpfeiler kann man Deleyaman nicht reduzieren. Eine Ikone, die das amerikanisch-europäische Projekt prägt, ist in jedem Fall Dead Can Dance. Wenn Multiinstrumentalist Aret Madilian die Stimme erhebt, sie verhallt durch Songs wie „Silence“ oder „Escape“ schweben lässt, glaubt man fast, Brendan Perry hätte das Mikrophon in der Hand. Hat er aber nicht, denn Perry zupft als Gast die griechische Bouzouki in „Escape“ und programmierte die Percussions für „Autumn Sun“. Madilians weiblicher Gegenpart, Beatrice Valantin, ist jedoch keine Lisa Gerrard. Ihre Stimme ist viel mehr im Diesseits angesiedelt, möchte aber gerne in höhere Sphären ausbrechen. Trotzdem ist die Musik Deleyamans viel mehr als die Summe ihrer Teile. Ein wundervoller Mix aus Erinnerungen, romantischen Songs und der rauen Kante rockiger Momente, denen immer wieder ruhige Balladen entgegen gesetzt werden. Solche Musik machen nur Geheimtipps!
Torsten Schäfer
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 12/2016.