Daüaus der Schweiz nicht nur Käse kommt, dürfte eigentlich inzwischen jedem aufgefallen sein, gerade wenn man an Bands wie The Young Gods oder Swamp Terrorists denkt. „The Icy Top“ ist das mittlerweile zweite Full-Length-Album von Oliver Spring (Vocals, Lyrics) und Bruno Ruch (programming). War deren 95er Debut „Door To Insomnia“ noch sehr EBM-orientiert, so klingt „The Icy Top“ wesentlich frischer und offener, ohne die Roots der Gruppe, die eindeutig im Electro Bereich liegen, zu vernachlässigen. Mit „Timebomb“, das in der Original-Version schon auf der Vorab- MCD „Hypnotize“ zu hören war, dem melancholischen „Deep Water“ und dem treibenden „Cry In The Dark“ befinden sich drei Club Kracher auf dem Album, die einem Rudy Razinger oder Claus Larsen nur allzu gut zu Gesicht ständen. Aber „The Icy Top“ hat noch wesentlich mehr zu bieten, wie die technoiden „Grip To The Needle“ (2nd Call – etwas gewöhnungsbedürftig) und „Search For The Light“, die industrial-lastigen „Irrespective“ und „Earthquake“, der sphärische Titeltrack, gleich in zwei Teilen vertreten (sehr gut als Main-Title eines Science Fiction Films vorstellbar), sowie das ambient-angehauchte „Neverland“, das irgendwo zwischen FSOL und Biosphere anzusiedeln ist. Trotz der Stilvielfalt und der Experimentierfreudigkeit verliert das Album zu keinem Zeitpunkt seine Sleepwalk-eigene Identität und wirkt somit sehr geschlossen. Die verzerrten Vocals fügen sich variabel und geschickt ins Gesamtbild ein, um mit der Musik zu einer Einheit zu verschmelzen. Auch hier ist der Trend im progressiven Electrobereich mit reduzierten Vocals zu arbeiten, deutlich erkennbar. Herausragend auch die ausgezeichnete, futuristische Artworkgestaltung dieser CD. „The Icy Top“ ist zweifelsohne ein Album, das sich, sofern es denn endlich veröffentlicht wird, wohltuend von der Quantität vieler (mittel)mäßiger Electro Releases abhebt.

Veröffentlicht: 1997

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