Simple Minds „Acoustic“
(Caroline/Universal)
Dass „Acoustic“ am 11. November erscheint und mit den Stücken „The American“ und „Promised You A Miracle“ beginnt, wirkt angesichts der jüngsten politischen Entwicklungen in den USA beinahe treppenwitzig. Aber verlassen wir die Präsidentschaftswahlen – das kann man gar nicht oft genug tun – und widmen uns der ersten Akustikplatte in der bald 40 Jahre währenden Karriere der Simple Minds. Wobei die Schotten zuletzt lediglich mehlsoßige Stadionrock-Pampe zusammengerührt hatten. Da heißt es gesundschrumpfen – und „Acoustic“ ist nicht nur das, was der Titel verspricht, sondern auch eine erstaunlich schlüssige Neubewertung der frühen Bandphase von „Life In A Day“ bis „Once Upon A Time“. Jim Kerr nähert sich mit seinem zusehends raueren Timbre hier und da Lou Reed an, Gitarrist Charlie Burchill steckt New Wave-Klassiker wie „Someone Somewhere In Summertime“, „Sanctify Yourself“ oder die eingangs genannten Songs in ein konzises Akustikgewand voller Spielfreude und darf sich insbesondere bei „Waterfront“ richtig austoben. Landsmännin KT Tunstall singt in „Promised You A Miracle“ die zweite Stimme, und auch die Charthits „Alive And Kicking“ und „Don’t You (Forget About Me)“ kommen zu Ehren. Und „Long Dark Train“, eine Coverversion von einem Stück des britischen Singer-Songwriters Richard Hawley, beschließt das sicher beste Simple Minds-Album seit über einem Jahrzehnt gebührend.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 12/2016