Technoir
„We Fall Apart“
(Alfa Matrix/Soulfood)
Die Sache mit der Liebe ist manchmal nicht so einfach. Die Liebe zur Musik hat Steffen Gehring nicht verloren, obwohl Julia Beyer ihn nicht mehr gesanglich unterstützt. Songs wie „We Fall From Grace“ lassen auf „We Fall Apart“ düstere Gedankenspiele erkennen, doch das ist nichts Ungewöhnliches. Technoir steht für melancholische elektronische Pop-Musik und nicht für Krawall und Radau. Dass das Wort „We“ in den Songnamen so häufig vorkommt, obwohl Technoir inzwischen eine One-Man-Show ist, öffnet vielleicht Raum für psychologisierende Spekulationen. Die wichtigere Frage ist jedoch, ob es sich lohnt, Steffen Gehrings neuen Songs eine Chance zu geben. Mir persönlich plätschert vieles zu sehr dahin, der Sound dürfte für meinen Geschmack gern etwas griffiger und mitreißender sein. Songs wie das nach Ende des besinnlichen Intros durchaus druckvolle, wenn auch recht einfach gestrickte „Let Not Your Heart Be Troubled“ zeigen, dass Potenzial in diese Richtung vorhanden ist. Auch das hörenswerte „We Came For Love“, „Human Shapes“ und die limitierte Edition des Albums mit Remixen von Plastic Noise Experience und No More sorgen möglicherweise für einen gewissen Ausgleich, der Nicht-Melancholikern den Zugang etwas erleichtert.
Kai Reinbold
Veröffentlicht: 11/2013