Review
Artist: LAIBACH
Titel: WAT
- Artist: LAIBACH
- Label/Vetrieb: Mute, Virgin
Frag mit Laibach: Was war zu erwarten sieben Jahre nach „Jesus Christ Superstars“üEine weitere Metal-PlatteüWohl kaum. Wofür steht der mysteriöse Titel des neuen AlbumsüÔÇÜWar Against TerrorismÔÇÖüViel zu platt. ÔÇÜWelt am TiefpunktÔÇÖüSchon eher. ÔÇÜWarten auf TanzfestÔÇÖüGäbe zumindest musikalisch Sinn. ÔÇÜWar Added TaxÔÇÖüDas gefiele ihnen bestimmt. Nun, das Akronym mag bedeuten, was es will (ÔÇÜWhatever Anyone ThinksÔÇÖ, sozusagen) ÔÇô doch eine von den Ereignissen des 11. September beeinflusste Inhaltskomponente dürften Laibach als engagierte Kosmopoliten vermutlich beabsichtigt haben. Fest steht jedoch eins: „WAT“ ist tatsächlich der erhoffte Berg aus Sound geworden, den nur Laibach so zu inszenieren verstehen ÔÇô streng angelegte Massive aus tiefsten digitalen Beats, gigantomanischen Background-Chören, Fanfaren und diesmal besonders physisch fühlbarem Gesang mit tiefergelegter Electro-Dance-Power. Tatsächlich findet sich auf „WAT“ keine einzige Gitarre, dafür eine wie üblich vernichtend satte Produktion und tonnenschwere BPM-Artillerie. „Tanz mit Laibach“ lockt die Single ÔÇô eine Aufforderung, der man einfach nachkommen muss angesichts des donnernden Sounds für stählerne Großraumdiscos. Zwar verzichten Laibach diesmal gänzlich darauf, einige der schrecklichsten Songs der Popgeschichte gewalttätig zu entstellen und präsentieren ausschließlich eigenes Material, das jedoch verstärkt durch die Essenz von Techno und EBM, die bassig und brutal durch den Kraft-durch-Hirsch-Wolf gedreht wird. Zumal „WAT“ sich zusätzlich auf frühere Werke Laibachs zurückbesinnt („Das Spiel ist aus“ zitiert „The HunterÔÇÖs Funeral Procession“ aus „Kapital“, „The Great Divide“ enthält Textfetzen aus „Krvava Gruda“ von „Nova Akropola“) ÔÇô und das mit der Zeile ÔÇÜExpress yourselfÔÇÖ beginnende „Satanic Versus“ hat sicher nicht zufällig dieselbe Rhythmusspur wie „Trans Europa Express“ von der Kollektiv-Blaupause Kraftwerk. Disco, Industrial und die bedrohliche Großwetterlage des Menschen im gnadenlosen neuslowenischen Remix ÔÇô „WAT“ ist ein Album, über das noch zu reden und zu dem vor allem noch zu tanzen sein wird.
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