Review
Artist: Front 242
Titel: Pulse
- Artist: Front 242
- Label/Vetrieb: BMG, XIII bis records
Kategorisch ausgeschlossen wurde es seit „(Evil) Off“ (1993) zwar nicht, vage angekündigt und heiß erwartet mehr als einmal, aber erschienen ist es dennoch nie, das neue, reine Studioalbum von Front 242 ÔÇô dem belgischen Quartett, welches der Welt einst den EBM-Prototypen bescherte. Was man statt dessen in den letzten Jahren von ihnen bekam, ist hinlänglich bekannt: Remix- und Livematerial im ü£berfluß und anfangs noch tolle Konzerte, die aufgrund ihrer ewig gleichen Setlists zum Schluß dann auch wieder uninteressant wurden. Nun ist „Pulse“ aber doch fertig geworden und es scheint ausgeschlossen, daß es über einen Zeitraum von zehn Jahren entstanden ist, wenngleich es grob in drei unterschiedlich arrangierte Parts untergliedert werden kann. Mit der aus den fünf Gliedern P-U-L-S-E zusammengesetzten „Seq666“ beginnt der erste, auf treibende Rhythmusloops konzentrierte, zwölfminütige Teil des Albums. Es folgt das in der Geschwindigkeit gedrosselte „Together“, ein schweres, eher klassisches Electro-Stück und das erste, bei dem Jean-Luc de Meyers Stimme zu hören ist. Es läßt etwas an „Up Evil“ erinnern, nur kommt es, wie das ganze Album auch, ohne Gitarrensounds aus. Im mittleren Part dominieren für Front 242 ungewöhnlich sanfte Töne, teils besungen, teils instrumental und manchmal ganz stark an die experimentellen Kompositionen von Klaus Schulze oder Kraftwerk angelehnt. Wer hätte gedacht, daß dieses Namen noch einmal in Verbindung mit Front 242 fallen würdenüMit Ausnahme der Songs „One“ und dem zweiten Teil von „Matrix“ werden vor allem alte Fans größere Geduld aufbringen müssen, bis sich ihnen die entspannten Soundkulissen erschließen. Gegen Ende präzisieren sich die Beats wieder und nach dem bereits von der Vorab-EP bekannten „7Rain“ wird bei „Pan Dhe Mihk“ final noch einmal kräftig gefiltert, geloopt und gehämmert. Insgesamt bleibt festzuhalten, daß „Pulse“ den hohen Stellenwert der Band bewahrt. Ob auch dieses Album wieder maßgeblich die Entwicklung elektronischer Musik beeinflussen kann, wird sich hingegen erst wieder in einigen Jahren abzeichnen. Es sieht aber ganz stark danach aus.
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