(House Of Mythology/Soulfood)
Handelt es sich hier um den musikalischen Part einer u. a. mit Papst Wojtyla oder Anton LaVey prominent besetzten Spendengala der „Lady Died“-Foundation? Deren Erlös dafür Sorge tragen soll, dass Moldawien auch im nächsten Jahr beim Vorausscheid des ESC wieder mitmischen kann? Eine – zugegen – nur mühsam elaborierte (und beliebig fortzuführende) Assoziationskette. Ein schmählicher Versuch, andeutungsweise dem extrem situierten Quatsch gerecht zu werden, dem Ulver auf ihrem 13. Album ungeahnte Räume eröffnen. Und dabei ist der olle Cäsar noch gar nicht ins Sinnbild eingetreten. Soll der (oder genauer: dessen Meuchelung) doch konzeptionell eine Verbindung zur „Königin der Herzen“ schlagen, die irgendwann mal in einem Tunnel zerschellte. Ulver bekennen sich zur Unabwägbarkeit des Banalen, gewähren ihr (und eben nicht dem Banalen) anhand dieser Scheibe mehr als nur ein augenzwinkerndes Ständchen. Wie es ihnen gelingt, die gedankliche Tiefe von individuierten Kalibern der Geschichtsschreibung auf eine gesellschaftlich relevante Kurzwelle zu transferieren, auf der wiederum heißer Scheiß – von Abba bis Zappa – zu laufen hat, stimmt nachdenklich. Wenn nicht gar demütig. In diesem Sinne wird hier ein perfides Spiel mit Erwartungshaltungen und Erfahrungshorizonten getrieben, in dessen Verlauf das Widerwärtige Konturen der Schönheit annimmt. Dieser einzigartige Disko-Post-Prog-Pop, bei dem im Kern mehr Black Metal und Dark Ambient anwesend sind, als dies von den Gästen der Gala gutgeheißen werden mag, durchmischt eine geradezu akademisch fundierte Reizüberflutung, der man sich mutig stellen sollte.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 05/2017