(Kompakt/Rough Trade)
Ihr wollt derbe bretternden Electro-Punk? Verzerrtes Geschrei? Namhafte Features und prominente Gastsänger bis zum Abwinken? Also all das, was man von Marco Haas alias T.Raumschmiere bisher gewohnt war? Vergesst es. Statt wie üblich gnadenlos auf die Pauke zu hauen, ist „Heimat“ ein höchst atmosphärischer Ausflug in die hypnotischen Gefilde von Minimal Techno und Ambient-Elektronik geworden, bei dem Haas auf offensichtliche Aggression und sämtliche Rockismen verzichtet. Die großmäulige Party-Attitüde bombender Hits wie „Brenner“ oder der politisch aufgeladene Protest-Radau von „Patridiot“ weichen hier acht länglichen, fließenden Instrumentals, die sich unweigerlich ins Langzeitgedächtnis des Hörers fräsen – mit unterschwellig knarzenden Basslinien und entschwebenden Kometenmelodien, die oft bei The Modernist, Sensorama oder auch frühen Kraftwerk andocken. Tracks wie „Zum Mond“, „Jaguar“ oder „Juli“ sind dabei ähnlich kontemplativ, wie sich ihre Titel lesen und machen „Heimat“ zu einem visionären Album, das dem Projektnamen so nahe kommt wie keine Haas-Platte zuvor. Der weltvergessene Rave in den eigenen vier Wänden kann beginnen.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 09/2017
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