([PIAS]/BMG/Rough Trade)
Von „Hippopotamus“ aus betrachtet, bilden die vorangegangenen Alben „Lil‘ Beethoven“, „Hello Young Lovers“ sowie „Exotic Creatures Of The Deep“ eine Trias des dekadenten Overkills komplexer Synthetik-Symphonik mit halsbrecherisch massivem Vokaleinsatz. Doch damit scheint (vorläufig) Schluss zu sein. Denn auf ihrem 23. Album kredenzen die Sparks einen rundum bekömmlichen Mix ihrer allerbesten Zutaten: Melodien und Hooks wie aus dem Ei gepellt, ein exakt austariertes Sound-Setting – und Textzeilen, die mit Mehrdeutigkeiten brillieren, dass die Funken nur so sprühen. Dabei gilt der herrliche Sprachrhythmus-Quatsch des Titelsongs kaum als repräsentativ. Dann schon eher „What The Hell Is It This Time“, wo die Grenzen göttlicher Langmut eindrücklich nachvollzogen werden. Oder „Missionary Position“, einem schmissigen Loblied auf – genau die. Weiterhin schlagen mit „Giddy Giddy“, „Bummer“ und „A Little Bit Of Fun“ gleich drei Songs in die Kerbe der eigenen Hochklassik: So nah an ihrer Blütezeit (der achtziger Jahre) ließen sich die Mael-Brüder seitdem nicht mehr wähnen. Doch auch für die schwerblütige Leichtigkeit des Seins ist anhand von „Edith Piaf (Said It Better Than Me)“ und „Life With The Macbeths“ hinreichend gesorgt. Was sich in der Kooperation mit Franz Ferdinand bereits andeutete, wird auf „Hippopotamus“ zur Gewissheit: Die beiden gesetzten Herren haben ihre Lust am sauber durchexerzierten Song wiederbelebt. Und wirken bei aller Aufgeräumtheit so dermaßen taufrisch, dass der auf dem Cover ersichtliche Swimming Pool (samt Flusspferd) auch als Jungbrunnen gedeutet werden kann.
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 09/2017