(Disco Pinata)
Mit der Vorabsingle „Hunter“ brachte Helen Marnie 2013 einen absoluten Neugierwecker hervor. Was die Schottin nachlegte, um ihre ersten Sologehversuche auf Albumlänge vollzubekommen, war zu dünn bestückt, um sich qualitativ auch nur annähernd als gleichwertige Alternative zu oder stilistische Exkursion von Ladytron anzubieten – auch an Ohrwürmern. Der Drang nach einem persönlichen musikalischen Befreiungsschlag flog Marnie letztendlich wie ein Boomerang als Identitätskrise wieder zu – und um die Ohren. Die Kollegen sollten bewusst fehlen auf „Crystal World“ – nicht nur Besonder-, sondern auch Eigenheiten taten es leider mit ihnen. Außer ihrer gewohnten Stimmfarbe hatte die 39-Jährige kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal als Visitenkarte abgegeben. Ein Umstand, den sich die Synthronautin zu Herzen genommen hat, wie ihr Nachfolgewerk nun zeigt. Auf ihrem zweiten Album mit dem wunderschönen Titel „Strange Words And Weird Wars“ wagt Marnie endlich mehr. Mehr Richtung einzuschlagen, mehr Mut, mehr Kante – sei es bei Sounddesign oder kompositorischen Ideen, mehr Aussage – ja vielleicht sogar auch mehr von sich Preis zu geben. „Alphabet Block“, bereits im Januar erschienen, ist einer dieser Lichtblicke, an denen man und von denen nun etwas hängen bleibt. Auch „Lost Map“, „Bloom“ und viele weitere Titel sind kein Plätscher-Synthpop mehr. „Strange Words And Weird Wars“ ist ein für das Genre interessanter Release geworden, der es am Ende sogar schafft, neue Neugier zu wecken. Ein Kurs, den die Ladytron-Lady definitiv beibehalten sollte.
François Duchateau
Veröffentlicht: 07/2017