Um wenige Alben wurde in letzter Zeit ein ähnlicher Vorveröffentlichungs-Kult betrieben wie um die neue Platte des Brian, der mit „Holy Wood“ nun endlich die seinerzeit mit „Antichrist Superstar“ unter großem Tumult begonnene Trilogie abschließt. Nicht weniger als ein noch nie dagewesenes Jahrhundertwerk epischer Breite sollte es nach Aussagen seines Schöpfers werden, der sich phasenweise nur noch mit dem chemischen Symbol für Quecksilber anreden und jede weitere Verbindung zu seinem abgelegten alter ego strengstens verbieten ließ, ganz plötzlich wieder mit seinem verkrachten Mentor Reznor anbandelte und nun doch wieder als der gute alte Marilyn Manson mit einem Album aufwartet, das auf den ersten Blick doch nicht so hundertprozentig die Aufregung wert ist, von der man sich massenhysterisch hatte mitreißen lassen. Ob Weiterentwicklung oder der wohl kommerziell doch nicht richtig gezündete Glamrock-Funke des letzten Outputs: Zurück zur Härte heißt das neue Motto des alten Manson, auch wenn die Härte zwar immer präsent, nicht aber konsequent durchgängig ist und hier und da ruhigere Töne angeschlagen werden. Mit anderen Worten: Fast wie früher. Tatsächlich handelt es sich bei „Holy Wood“ größtenteils um schon in der Vergangenheit praktizierte Misch-Songs aus erst Leisem dann Lärm, bei denen der Schwerpunkt jedoch eindeutig auf manchmal zu perfekt und zu oft nach bekanntem Schema in Szene gesetzten Temperamentsausbrüchen liegt. Dann wird allerdings nach alter Manier losgerockt, daß das Blech fliegt (u.a. „The Nobodies“, das frappierend an Blur’s „Song 2“ erinnernde „The Fight Song“, „Target Audience“). Durchgehend rauhere, schnelle Kost ü¡ la „1996“ gibt’s lediglich mit „Born Again“, „King Kill“ und „Burning Flag“ (natürlich ohne die NIN’schen Electro-Spielchen) serviert. Mit „Disposable Teens“ hat man sogar einen semi-respektablen Nachfolger von „The Beautiful People“ mit im Programm. Bleibt für nachfolgende Generationen nur noch festzuhalten, daß MM mit „Holy Wood“ musikalisch zwar keinen Schritt von revolutionierenden Ausmaßen gemacht, dafür aber eine qualitätsmäßig mehr als solide Platte aus dem Tal des Todes mitgebracht haben, die selbstverständlich einzig und allein von Charisma und Visionen ihres Frontmanns lebt, den man ja bekanntlich entweder lieben oder hassen kann/ darf/ muß.
Veröffentlicht: 2000
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