(Bella Union/PIAS Coop/Rough Trade)
Kinder, Kinder, habt ihr auf eurem extrem gehypten Eiland vulkanischen Ursprungs nichts anderes zu tun, als den Rest der Welt mit eurem von Huldufólk-Elven eingehauchten Liedgut zu beschallen?! Ach, macht nur weiter so. Denn das ist allemal besser, als wie etwa hierzulande eingebläut zu bekommen, dass es sich bei Helene Fischer um das Nonplusultra des musikalischen Ausdrucks handeln müsse. Wenn auch die kleine große Björk auf dem vierten Langspieler der Bandgeschichte nach wie vor etwas zu eindeutig durchklingt (da erwiesen sich die Landsleute von Vök im letzten Monat deutlich emanzipierter), kann „Kinder Versions“ als Genuss ohne Reue durchgewunken werden. Postrock, Dark Folkpop und – zumindest für eine Band, die nominell aufs Tastenspiel verzichtet – erstaunlich viel Electronica sorgen für ein genuines Pulsieren, irgendwo zwischen Alptraum-Romantik und Tagtraum-Euphorie. Beeindruckend transparent produziert, erwachsen aus den Klang gewordenen Schwefelnebeln und Geysiren fassliche Verbindlichkeiten, die betören. Dabei beeindruckt der weiblich dominierte Fünfer (3:2) mit einem feinen Gespür für das Austarieren von Song und Sound. Die stets latent auf Depression oder Aufmüpfigkeit gestimmte Tonart kommt dem hohen Erlebnisfaktor nur zugute, den „Kinder Versions“ im Schilde führt. Somit (nicht nur) die perfekte Beschallung für die öffentlichen Freiluftbadeanstalten Reykjavíks. Vor allem in unverhoffter, aber umso willkommener Gesellschaft. Lasset es blubbern!
Stephan Wolf
Veröffentlicht: 07/2017
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