Willkommen in der Flohkiste für durchgeschmorte Moogs und vorsintflutliche Sampler. Ist es das, was Simon Leonard und David Baker unter ÔÇÜFuture Retro‘ verstehen, nachdem die beiden in den neunziger Jahren mit I Start Counting und Fortran 5 eher electro-poppig unterwegs warenüAls Komputer wird die Band pausenlos mit Kraftwerk und anderen deutschen Elektronik-Pionieren in einen Topf geworfen, und das nur teilweise zu Recht. Wir haben es hier mit einem unglaublich strengen, durchkonstruierten Electro-Ding zu tun, das fast ausschließlich aus Bleeps, Clonks, digitalen Filterfetzen und keinem einzigen Song besteht. Experimentalelektronische Laubsägenbastler wie si-{cut}.db oder der komplette Bip-Hop-Katalog fallen einem da als Verwandte ein – Sachen, die herkömmliche Sounds und Songs zerrupfen und in einen neu zusammengeschnipselten Kontext stellen, wie der Opener „Gaps“, der ausschließlich aus verschraubten Breaks von Glam-Hits aus den Siebzigen besteht. Wer das letzte Soul Center-Album also für ein Cut-up-Abenteuer hielt, sollte hier mal eine Synapse riskieren, auf daß er danach nicht mehr weiß, wo oben und unten ist. Aber auch die gewitztesten Konstrukte schleifen sich in den 55 Minuten von „Market Led“ ab, so daß der Gebrauchswert schnell auf ein Minimum sinkt. Für Aufhorchen sorgen der schleifende Kracher „Kompaktor“ mit den krassen Sounds und das recht aggressiv vor sich hinbrodelnde „Keep Rocking“, bei dem entgegen dem Titel jedoch höchstens die Schaltkreise hüpfen. It’s more fun to compute, aber bitte beim nächsten Mal vorher die Kontakte saubermachen.

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