Kasabian
„48:13“
(Columbia/Sony)
Vom Bandwurm-Albumtitel „West Ryder Pauper Lunatic Asylum“ zur simplen Laufzeitangabe „48:13“: Eine gute Dreiviertelstunde Future Psychedelia bedeutet im Kasabian-Sinne, dass verwilderte Versatzstücke britischen Rave-Rocks aus der Happy Mondays-Zeit auf elektronisch aufgepumpte Rhythmen treffen. Dass die Briten im Vorfeld medienwirksames Namedropping betrieben und niemand Geringeres als The Prodigy als Einfluss bemühten, mag zunächst wie ein aufmerksamkeitsheischender Paukenschlag wirken, erweist sich aber als so unzutreffend nicht: Sowohl „Doomsday“ als auch die Single „Eez-Eh“ paaren satt rollende Breakbeats mit angezerrten Riffs, und alle, die Gitarrist Sergio Pizzorno und Sänger Tom Meighan immer noch als Nuller-Pendant zum The Who-Doppel Pete Townshend und Roger Daltrey sehen, werden umdenken müssen: So ausgeklügelt cineastische Mini-Dramen wie den Durchhänger „Stevie“ oder das Dub-infizierte „Glass“ hatte Großbritannien in deren musikalischer Blütezeit einfach noch nicht auf dem Schirm. Hätten Kasabian die auf den drei Interludes angedeuteten Elemente aus HipHop, Spaghetti-Western und Seventies-Glam noch konkreter ausformuliert – dieses Album könnte den einen oder anderen Fan sogar leicht überfordern. Doch spätestens wenn als Abschluss „S.P.S.“ nicht nur vom Titel her an den frühen Klassiker „L.S.F.“ erinnert, weiß man: Diese „48:13“ Minuten haben sich mal wieder gelohnt.
Thomas Pilgrim
Veröffentlicht: 06/2014