Wenn es so etwas wie musikalische Verwandtschaft gibt, dann kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, man hört aus „Genuine American Monster“, Raymond Watts nunmehr neuntem Album unter dem Namen Pig, mehr als deutlich raus, daß er mal ziemlich dicke mit Jim Foetus und den Jungs von KMFDM gewesen sein muß oder idealerweise immer noch ist. Tatsächlich hat Raymond lange mit Old Jim das Studio besucht, kurz nachdem er mit Sascha Konietzko und En Ensch in der Hansestadt Hamburg KMFDM aus der Taufe gehoben hat bzw. lange bevor er Mitte der Neunziger ein erneutes Mal mit den mittlerweile in die Staaten emigrierten Hamburgern zusammenkam. So stellt sich schnell die Frage nach der Henne und dem Ei, denn schon die beiden Opener „Prayer Praise & Profit“ sowie „Riot Religion & Righteousness“ oder das weiter hinten angesiedelte „Disrupt Degrade & Devastate“ würden nicht nur aufgrund ihrer Titel perfekt auf KMFDMs „Nihil“ passen, während einem der Electro-Mambo „Salambo“ als erstes die Blechbläser- und Blaxploitation-Experimente von Meister Foetus ins Gedächtnis ruft. Mit dem supercoolen „Whore“ zeigt Mr. Watts dann das erste Mal, was wirklich in ihm steckt und schafft einen ähnlichen Klassiker wie Manson-Basser Tim Skold es auf seinem Soloalbum mit „Remember“ geschafft hat. Bis zum Ende des Albums wird Mr. Watts musikalisch zusehends abgedrehter, sein latent-lasziver Gesang bleibt jedoch durchgehend und ohne karikierende Nebeneffekte am oberen Anschlag des Coolnesspegels. Echte Tiefe vermitteln dahingegen die Instrumentale „Black Brothel“ und das 14minütige „Inside“, während „Cry Baby“ mit weiblichem, französischem Sprechgesang und angenehmer Ambience überrascht. Die Produktion ist weit vorne, wenn man bedenkt, daß das Album bereits 1999 fertiggestellt wurde und in Japan und den Staaten bereits ansehnliche Erfolge gefeiert hat. Zu recht, „Genuine American Monster“ ist trotz musikalischer ü£berschneidungen ein verdammt starkes Album, nicht nur wenn man sich zu den Fans einer der beiden oben genannten Verwandten zählt, aber vor allem läßt es darauf schließen, daß bei Watts eine Menge Potential unter der Haube schlummert, das noch nicht ausgeschöpft ist.
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