Marissa Nadler
„Strangers“
(Bella Union/[PIAS] Cooperative)
Sanfte akustische Instrumentierung, ein Sack voll Emotionen und dazu eine vom Hall getragene, hauchige Frauenstimme. Lana Del Rey findet sich in den Eckpunkten genauso wieder wie Marissa Nadler. Und wer Del Reys „Honeymoon“ mochte, macht mit „Strangers“ nichts falsch. Doch wo bei Del Rey laszive Sixties-Erotik für Prickeln sorgt, nährt sich Nadler am Weird Folk. Der offensichtliche Americana-Touch der Frühwerke ist auf ihrem siebten Album eher ein nachhallender Schatten. Stattdessen legt sich ein Schleier aus Dreampop über die Songs, ohne sie zu sehr zu verhüllen. Dazwischen blitzen wie in „Skyscraper“ folkig-nachdenkliche Gitarren hervor, mit denen sich die Amerikanerin noch immer als Singer/Songwriter verortet. „Strangers“ ist mit seinen elf Songs ein stimmiges Album. Wie aus einem Guss, gelegentlich aber auch ein wenig beliebig. Vielleicht liegt das daran, dass aus den Songs Einsamkeit und Entfremdung strahlen, vielleicht aber auch daran, dass der süßliche Unterton die Gedanken zeitweilig davonschweben lässt. Eine Portion mehr spröder Sex im Gesang hätte „Strangers“ gut getan. Aber für so was hat man ja Lana Del Rey. Torsten Schäfer
Veröffentlicht: 06/2016
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