Nun endlich liegt sie also in ganzer Länge vor, die Scheibe, deren erster Singleauskopplung „Love Like A Fountain“ der von mir ansonsten für seine Meinung höchst geschätzte Kollege Kirschenberger in der letzten Ausgabe noch mit buddhistischer Gütlichkeit attestierte: „Besser als Schäfchen zählen wenn man einschlafen will…“ Ich aber sage: Stopp! Weit gefehlt! Wer schlafen will, soll meinetwegen Schäfchen oder wasauchimmer zählen. Wer wach bleiben will, dem sei Ian Browns Comeback „Golden Greats“ wärmstens ans Herz gelegt. Selbst wenn der Name Brown in der Vergangenheit immer für zünftige Rave-Kultur und die Stone Roses an der ersten Front damaliger Manchester-Bands zu finden waren, so ist es doch ein wenig übertrieben, mehr als ein halbes Jahrzehnt nach Ende der Pills & Party-Bewegung von Ian Brown ein Stone Roses-style Album zu erwarten, musikalisches Rückgrat hin oder her: Wer Stone Roses hören will, soll sich selbige Platten beschaffen. Doch ganz so hart verhält es sich mit „Golden Greats“ (dessen Titel zugegebenermaßen tatsächlich massiv an James Last oder Paul Anka erinnert) natürlich nicht. Die Stimme von Ian Brown ist selbstverständlich noch die alte, nur wird sie im Jahre 2000 von zeitgemäßer Electronica, modernem Programming zwischen TripHop und Rock und einem sanften Hauch psychedelischem Spirits begleitet. Hier und da driftet man auch schon mal in poppige Sphären ab, was aber bei weitem keine zu beanstandenden Tatsache darstellt. Während sich andere einstige Manchester-Größen in hanebüchenen Comeback-Versuchen und monetär-bedingten Best Ofs versuchen (siehe Beispiel Happy Mondays), geht Ian Brown eigene, unprätentiöse Wege, die vielleicht nicht von jedem nachvollzogen werden können, die nichts desto trotz mutig sind und Anerkennung verdienen.
Veröffentlicht: 2000
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