Die inflationäre Anzahl von unnötigen Reunions und Comebacks Totgeglaubter in den letzten Jahren geht bestimmt schon in den dreistelligen Bereich. Davon brauchen sich die vor etwa sieben Jahren aufgelösten Essener The Fair Sex allerdings nicht angesprochen fühlen, denn im Gegensatz zu den nicht gerade wenigen belanglosen Moneyshots irgendwelcher Wiederauferstandener, die an deren Frühwerk nicht ansatzweise heranreichen, rechtfertigt „TFS“ nicht nur die Rückkehr der Fair Sexer, sondern schießt sie mit einem lauten Knall direkt an die vorderste Front zurück. Die Vorabsingle „Lost Traces From The Far Side“ deutete bereits an, daß TFS sich stilistisch treu geblieben sind, ohne dabei in der Vergangenheit zu verharren, und genau hierin liegt auch die Stärke des Albums. Die stilistische Vielfalt ist groß und reicht von clubtauglichem Stoff („Failed Desaster“) über relativ sperriges, testify-inspiriertes Material („Cold Heat Enclosed In Stones“) bis hin zum augenzwinkernden Tribut an die eigene Vergangenheit („The Palace Of The Bad“) und schafft so den Eindruck eines geschlossenen Albums, das geschickt den Spannungsbogen vom programmatischen Intro „Long Since Past“ bis hin zum von Sänger Myk Jungs Tochter Allegra intonierten Outro „Blue Eternities“. Wie die vielzitierte Kirsche auf dem Sahnehäubchen wirkt da der am Ende befindliche „Lost Trace“-Remix von Bruno Kramm, der schon ein kleiner Geniestreich ist, auch wenn er mal wieder mehr als deutlich macht, was für eine hohe Meinung Bruno von Trent Reznor haben muß. Aber das ist ja auch keinesfalls verkehrt.
Veröffentlicht: