Vorneweg – „Linear Accelerator“ hat über Strecken wenig bis gar nichts mit dem Vorgänger „Gesamtkunstwerk“ und dem sonstigen Output auf Gigolo zu tun. Wer also strickt auf Electroclash Hits vom Kaliber „Plastiphilia 2“ oder „Sterilisation“ besteht, wird hier nicht glücklich. Wessen Herz jedoch für Klänge schlägt, die an Post-Industrial Traditionen anknüpfen, um so mehr. Die ersten zwei Drittel des Albums in Form von drei Tracks mit 40 (!) Minuten Spielzeit lassen Dopplereffekt ausgiebig Zeit, um einen Klangraum aus pochenden Maschinen, knarzender Elektronik, rasselnden Getrieben nebst Rauschen und Zischen aufzubauen. Willkommen im Herzen des Linearbeschleunigers. Danach nähert sich das Album im letzten Drittel mit sich wiederholenden elektronischen Sequenzen zwar ein wenig dem bisherigen Dopplereffektsound an, setzt Referenzpunkte jedoch weniger im treibenden Retro Electrodisco Sound sondern bei Pionieren wie Chris & Cosey einerseits, Vertretern der Minimal Music Schule („Z-Boson“ sticht hier besonders hervor) andererseits. Wer also bereit ist, mit seiner bisherigen Erwartungshaltung bezüglich Dopplereffekts zu brechen, wird hier mit 71 Minuten elektronischer Musik der gehobenen Klasse verwöhnt.
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