Die Idee, Rock-Musik mit Elektro-Gedöns zu kreuzen, ist natürlich nicht neu. Allerdings artet es häufig darin aus, Effekte nur um der Effekte willen einzusetzen. Paradebeispiele dafür sind Bands wie Marilyn Manson oder die unsäglichen Rrrrrammstein. Nicht so die Blind Passengers. Nach frühen Elektro-Pop-Gehversuchen und zwischenzeitlichen Big Beat-Eskapaden, konzentriert man sich mittlerweile auf das Wesentliche: Jeder der neun Songs hat eingängige Hooks, rockt ungemein und wartet mit interessanten, aber nie übertriebenen Sound-Spielereien auf. Hier wird versucht, mit Hilfe von Samples und Programming, aus guten Songs bessere zu machen – das ist gelungen. Stilistisch irgendwo zwischen Pop Will Eat Itself (zu „Ausländer“-Zeiten), Stabbing Westward und frühen Machines Of Loving Grace liegend, kümmert man sich textlich um Fanatismus und Machtmißbrauch, zeigt sich also alles andere als „blind“ gegenüber der Realität. Und in „The Glory Of Success“ wird sogar ein wenig Nabelschau betrieben. Es gibt ja genug Beispiele von Musikern, die angesichts ihres Erfolges in Größenwahn verfallen. („I am hunted by my ego“ ist für mich, nebenbei bemerkt, auch die Textzeile des Monats.) Während ich so manch zahlenden Gast (siehe oben) am liebsten über die Reling schmeißen würde, hoffe ich, daß die Blind Passengers noch eine Weile an Bord bleiben.
Veröffentlicht: 1999
1999 findest du Hier finest Sonic-Secucer Ausgaben aus dem Jahr 1999