Das geschriebene Wort gilt für viele als einzige Wahrheit, bloß, weil es geschrieben steht, gedruckt wurde. Doch besteht der Schreibende nur aus seinen niedergeschriebenen WortenüDas sind meine persönlichen Grüße nach Köln. Doch nun zu der Musik, denn um diese geht es in einem Musikmagazin. Musik in Worte zu fassen, ist trotzdem ein nahezu unmögliches Unterfangen, und so kann man manchmal besser mit Bildern arbeiten…Warst du schon einmal in WienüWenn nicht, dann höre dir Allerseelen an, und viel von dem mythischen Charme, dem Zauber dieser Stadt wird dir bewußt werden. Auch wenn die Musik von ihrem Macher Kadmon selbst Military Pop“ genannt wird, möchte ich sie doch eher als „Romantic Military Pop“ bezeichnen – Romantik meint hier nicht Romantik im Sinne eines profanen Kitschfilmes, sondern im Sinne der klassischen deutschen Romantik. Schubladen sind nur für diejenigen wichtig, die die entsprechende Musik nicht kennen, und so noch an alle alteingesessenen Hörer von Allerseelen: „Neuschwabenland“ ist meiner Meinung nach sehr eingängig, leicht verdaulich und trotzdem tiefgehend. Nachtmahrmelodien wechseln sich mit Portishead-Passagen ab, leicht technoide Sequenzen und künstlerisch verfremdete Marschmelodien lassen das Tanzbein zucken, ambiente Stücke (z.B. „Nornar Nagli“) entführen in das imaginäre „Neuschwabenland“ des Musikers (und vielleicht auch in dein eigenesü). Avantgarde ist hier eine berechtigte Bezeichnung, denn diese Musik widerspricht jeglichem Trendmuster. Anspieltip für Allerseelen-Neulinge: „Panzergarten“ (könnte ich mir selbst in einer schwarzen Disco am Samstagabend prima vorstellen). Schließlich finden sich auf dem neuen Album des ü»sterreichers auch Neuvertonungen aus dem „Gotos: Kalanda“-Zyklus, und selbst H. Hesse-Textvertonungen („Mit fester Hand“) dürfen nicht fehlen. Ein gelungenes, in sich schlüssiges Album, daß ich jedem Musikverständigen ans Herz legen möchte. Erboste Emails bitte an mich.

Veröffentlicht: 2000

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