Die Luft wiegt neuerdings Tonnen im chemischen Underground dessen, was man früher mal Brit-Pop nannte. Aereogrammes Albumtitel verspricht schwermütige, in weißes Rauschen eingebettete Geschichten im schmucken Pseudo-4AD-Cover. Und tatsächlich, die Kneipp-Kur aus dunkel glitzerndem Songmaterial und vernichtendem Gitarren-Noise, mit der die Band den Hörer bereits auf den ersten beiden Stücken niederwalzt, muß man erst mal überstehen. Voluminös daherschmatzende Strophen voller Schmerzamplituden wiegen dabei nur in Sicherheit, um danach urplötzlich, frenetisch und fürchterlich laut Instrumente, Stimme und allen Krach der Welt an die nicht ausreichend gepolsterte Studiowand zu schmeißen. Das Resultat erinnert zugleich an den entrückten Klangkosmos der Zeitlupenrocker von Sigur Rüs und das perfide Wechselbad aus lieblichen Streichern und brutalem Magengruben-Feedback, das einst die Briten Cindytalk so apokalyptisch in Szene setzten, falls die noch jemand kennt. Aereogramme fesseln, nervtöten und bezaubern mit „A Story In White“ abwechselnd und verblasen trotz halluzinogener Ansätze weniger beduselten Drogen-Matsch als zum Beispiel die Labelkollegen von Mogwai. Loud is the new quiet und diese Platte ein weißgetünchter Seelenfänger.
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