Yuma Sun
„Watch Us Burn“
(Membran)
Falls es jemand noch nicht wusste: Wer auf Facebook der Seite „Perlen des Lokaljournalismus“ folgt, wird laufend mit Absurditäten aus der Provinzpresse versorgt. Noch nicht dort gesichtet: Yuma Sun, die sich nach einem mutmaßlichen Käseblatt aus Arizona benannt haben. Kann man ja mal machen, wenn man wie das Quintett ohrenscheinlich schon einige Wüstenritte hinter sich hat und sich mit Country-Twang und düsterem Swamp-Psych auskennt. Nur: Yuma Sun kommen nicht aus dem verschwitzten amerikanischen Südwesten, sondern aus dem eher frostigen Norwegen. Kein Hindernis, wie man seit den artverwandten Landsleuten Helldorado weiß. Und wie bei diesen wartet der Leibhaftige auf „Watch Us Burn“ schon um die Ecke – oft in Gestalt scheinbar holder Weiblichkeit. „St. Louise“ zieht Sänger Jarad Hereid auf eine zwielichtige Tanzfläche, wo verwilderte Franz Ferdinand Spuren mit ihren Drecklatschen hinterlassen haben, während „Josephine“ ihm verführerisch mit einem vorwitzigen Basslauf vor der Nase rumfuchtelt und „Mary“ zum halbballadesken Beziehungsgespräch lädt. Doch auch „Give Me Fever“ oder „Violets To Stone“ sorgen für reichlich Bewegung in Sachen Alternative Country mit einem Bein im American Gothic, und wenn bei „High Road“ Aðalbjörn Tryggvason von Sólstafir vorbeischaut, ist die Herrenrunde komplett. Wem also Grave Pleasures zu sehr nach Danzig und O’Death zu sehr nach Gummizelle klingen, der sollte Yuma Sun für dieses Album glühend verehren.
Thomas Pilgrim
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 04/2016.