X-Vivo „Petrichor“
(Eigenveröffentlichung)
Nur mal angenommen, Slipknot und Korn würden sich an der Kneipentheke begegnen und spontan beschließen, im nahegelegenen Proberaum gemeinsam ein bisschen Krach zu machen. Das Ergebnis könnte in eine ähnliche Richtung gehen wie „Hail The King“ von X-Vivo, die man nicht nur bei diesem derben Kracher gewiss nicht als erstes nach Berlin stecken würde. Nun ist der bereits 2006 gegründete Vierer, der aktuell ohne echten Drummer auskommen muss und das auf dem Album via Programmierung auch exzellent geschafft hat, kein reiner Wurmfortsatz dessen, was einst als Nu-Metal deklariert wurde und kein Abziehbild amerikanischer Idole. Natürlich, es gibt Beats und mehr oder minder manische Vocals („Legion“), abgehackte, gnadenlos runtergestimmte Gitarren und Refrains, die sich öffnen, als habe man ein paar Notenblätter von Linkin Park gemopst, sowie dezente Industrial-Verweise. Hinzu kommen allerdings neue Ideen. Der unschuldige, zusätzliche Gesang von Bassistin Alina beispielsweise verleiht der Musik eine eigene Note. Das ambitionierte Konzept hinter den Lyrics kommt als Individualitätsbonus hinzu. So präsentiert die 2006 gegründete Band auf „Petrichor“ einen alles in allem zwar nicht übermäßig originellen, aber mit vollem Einsatz und viel Herzblut sehr ansprechend umgesetzten Stilmix, der aufhorchen lässt. Mach mal lauter!
Christoph Kutzer
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 06/2017.