White Moth Black Butterfly „Atone“
(Kscope/Snapper/Edel)
Nostalgie pur war das Debüt von White Moth Black Butterfly, mit dem Daniel Tompkins (TesseracT) 2013 sein neues Projekt vorstellte. Electronica der frühen Nuller-Jahre traf dort auf trippige Stimmung der Neunziger. Der Nachfolger „Atone“ macht zwei Jahre später einen deutlichen Schritt nach vorne, ohne sich aber von der grundlegenden Nostalgie zu verabschieden. Während „One Thousand Wings“ noch etwas steril klang, ist der Sound auf „Atone“ deutlich gewachsen. Die Elektronik ist zurückgefahren, dafür dominieren orchestrale Instrumentierungen, die dem Album eine umfassende Wärme spendieren. Dazu haucht Jordan Turner zarten, ätherischen Gesang, der sich wohlig an Daniel Tompkins Stimme schmiegt. Viel Harmonie, vielleicht etwas zu viel, denn nach der Hälfte des Albums wünscht man sich weniger Einigkeit, sondern etwas mehr Spannung, die der Bandname verspricht. Dabei weiß Tompkins eigentlich, dass jenseits von Midtempo noch musikalische Welten liegen. Gegensätze erstrahlen allenfalls zwischen dem hohen Popfaktor und den eher dunklen Themen, die der Brite verhandelt. Auch sie können nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Atone“ in der zweiten Hälfte ein wenig die Luft ausgeht – selbst wenn Melodien und Stimmung noch so schön den Ohren schmeicheln. So ist „Atone“ zwar ein ordentliches und zu Beginn durchaus gutes Album, doch es suhlt sich zu sehr in der eigenen Verträumtheit. Wenn Tompkins sich aber für das nächste White Moth Black Butterfly-Album steigert wie vom Debüt zu „Atone“, darf man Großes erwarten.
Torsten Schäfer
Rezension aus Sonic Seducer, Ausgabe 11/2017.